AUF ERKUNDUNG IN SARDINIEN – ANEKDOTE 2
“Dann musst du nach Mamoiada!”, war die eindeutige, keinen Zweifel zulassende Antwort von Othmar (Kiem), meinem Italien-Wein Experten/Freund auf die Frage, ob es, und wenn ja, wo langlebiger Wein auf Sardinien geben würde. Und dann folgte noch, “geh dort zu den Sedilesus, Giuseppe Sedilesu”.
Also: Mamoiada. Ein Dorf in den Barbagia Ollolai, dem alten, Macchia geprägten Land der Schäfer und Hirten im Herzen Sardiniens. Und das Schicksal wollte es offenbar so: ich probebewohnte gerade ein Hotel keine 20 km Luftlinie entfernt.
Giuseppe Sedulesi. Giuseppe selbst geht deutlich auf die neunzig zu, mittlerweile führen die Söhne Salvatore und Francesco das Gut. Nach 25 Minuten lande ich am nächsten Tag in Mamoiada, finde den Betrieb auch auf Anhieb und klopfe an die abgeschlossene Tür eines großzügigen Verkostungs- und Päsentationsraums im Obergeschoss. Eine Dame öffnet und ich lerne so – wie sich später herausstellt – direkt Salvatores Frau kennen. Die spricht nur italienisch und sardisch, macht mir aber verständlich, dass eigentlich niemand Zeit hat, weil sie im Keller und in den Weinbergen sind, die Männer. Sie holt aber dann doch ihren Mann Salvatore. Auch der: nur italienisch und sardisch. Ich sage nur: macht euch keine Umstände, ich will nur schnell zwei, drei Weine probieren, einen Eindruck gewinnen und dann wieder weiter und ihr könnt wieder in den Keller und die Reben. Und zeige zur Abkürzung meine Webseite, da die Bilder nun mal viel schneller sehr viel deutlicher machen können, was ich eigentlich tue und wieso ich den Kontakt suche, als meine drölf Brocken italienisch. Und da passiert offenbar was bei Salvatore. Die Bilder zeigen Wirkung. Denn sie zaubern auf einmal den Luca aus dem Keller, einen jungen Mitarbeiter und doch tatsächlich des Englischen mächtig. Und die Sache kommt ins Laufen.
Wir verbringen dann locker und flockig 3 1/2 Stunden miteinander. Verkosten. Kommunizieren mit Hand und Fuß. Missverstehen trotzdem, verstehen dann, lachen. verkosten. Tauschen Ideen aus. Werden beseelt miteinander. Die Weine sind von Ihrer Charakteristik weit gefächert. Vom animierenden Basiswein bis zu absoluten Unikaten, offerieren anhaltende Geschmackserlebnisse – und Assoziationen, bei welcher Gelegenheit dieser oder jeder Wein sehr gut passen würde. Vom Aperitif bis zum für sich allein stehenden Meditationswein im Ohrensessel vor dem imaginären Kamin war alles dabei.
Und ich kaufe – für das was ich eigentlich noch geplant hatte – komplett irrsinnige Mengen, die dann in einer Art Gruppen-Tetris im Auto verstaut werden. Wir waren da schon lange überein gekommen: die Sportwagen Reisegruppe im April 2023 macht den Besuch in Mamoiada bei Vigne Giuseppe Sedilesu und Salvatore (Tori) bringt seine Weine zu einem Abendessen mit ins Hotel Su Gologone. Vielleicht auch den Papa Giuseppe.
Und ich vielleicht: Sie!